Gesund und schön mit Bierhefe

26. März 2023 von Esther Neumann

Mais am Morgen, Mais am Mittag, Mais am Abend. Mais als Brot, Grütze, Brei und Suppe. Die Maisesser im Staate Louisiana werden krank. Um 1920 herum schickt das Gesundheitsamt in Washington Dr. Joseph Goldberger, einen Bakteriologen, an den Mississippi. Es sind aber keine Bakterien oder Viren, die den Mais verseucht haben und die Menschen krank machen. Goldberger gibt den Menschen zum Mais als Ergänzung Bierhefe und sie werden gesund. Die karge, einseitige Ernährung war Schuld. Dass es die Vitamine und Spurenelemente sind, hat man damals noch nicht gewusst.

Gesund und schön mit Bierhefe

Hefen gehören zu den Mikroorganismen. Louis Pasteur hat die kugeligen Einzeller als erster unter dem Mikroskop gesehen. Diese Kleinstlebewesen sind auf der einen Seite autonom und unterhalten einen selbständigen Zellstoffwechsel. Auf der anderen Seite sind sie aber sehr von einer anspruchsvollen Nährlösung abhängig, wenn sie sich vermehren sollen. Im Falle der Bierhefe (Saccharomyces cervisiae) ist es das angekeimte Getreide oder auch Melasse. Vielfältige Enzyme machen aus dem ruhenden Getreidekorn beim Keimen aus der natürlichen Konserve ein hochvitales Lebensmittel von dem die Hefezellen profitieren.

Bierhefe –- ein altes Nährmittel der Menschheit

Bereits in der Hochkultur der Sumerer kannte man den Nährwert der Bierhefe. Bier galt als nähstoffhaltiges Getränk. Es konnte damals noch nicht so gründlich gefiltert werden wie heute, so wurde der hefehaltige Bodensatz mitgetrunken. Bei den Ägyptern galt der Schlamm des Bieres gar als Arznei. Und im Mittelalter nutzten die Klosterbrüder den Gerstensaft als Medizin. Heute können wir die Inhaltsstoffe der Bierhefe im Labor untersuchen. Wir sind auch nicht mehr an die Bierbrauerei gebunden, um Bierhefe zu gewinnen. Sie wird auf anderen Nährlösungen gezüchtet. Die Wuchshefe wird auf Melasse-, Holzzucker-, Bier- oder Molkenbasis gezüchtet. Die Hefemilch wird dann auf Walzen getrocknet und mehr oder weniger stark zerkleinert oder gemahlen. Im Gegensatz zur Backhefe hat die so getrocknete Nährhefe keine Triebkraft mehr.

Inhaltsstoffe von Nährhefe

Fangen wir mit den Vitaminen an, die unseren Maisessern am Mississippi so gut geholfen  haben, die gefürchtete Pellagrakrankheit zu bekämpfen. Es sind vor allem die Vitamine der B-Gruppe: B1, B2, B6, B12, Niacin, aber auch Pantothensäure und Folsäure die die Hefe so wertvoll machen. B-Vitamine sind unentbehrlich für den gesamten Stoffwechsel, für Gehirn und Nerven, Haut und Haare, Knochen- und Zahnbildung. Hefe liefert zahlreiche Spurenelemente. Sie werden zusammen mit Vitaminen in Co-Enzyme eingebaut. Zink wird für das Immunsystem gebraucht, Chrom für den Glucose-Toleranz-Faktor bei der Zuckerverwertung; Selen für das Fangen von freien Radikalen; Eisen und Cobalt braucht es für die Blutbildung. Darüberhinaus kommt viel Phosphor, Natrium, Kalium, Kalzium und sogar Jod in der Bierhefe vor.

Die Alpha-Liponsäure zählt zu den vielseitigsten Radikalfängern, weil sie sowohl in fettlöslichen als auch in wasserlöslichen Medien auf Jagd nach den gefährlichen freien Radikalen gehen kann, die ja Zellbestandteile, Enzyme und Erbinformationen schädigen können. Freie Radikale sind an der Entstehung der meisten Krankheiten beteiligt. Glutathion, eine schwefelhaltige Verbindung gehört ebenfalls zum antioxidativen Schutzsystem. Beta-Glucane aus den Zellwänden der Hefe wirken immunstimulierend, besonders im Bereich des Verdauungstraktes.

Kluger und klarer Kopf bis ins hohe Alter

Ein weiterer Stoff in der Bierhefe ist das Cholin. Zwar kann der Körper diese Verbindung in der Leber selber herstellen. Diese Eigensynthese muss jedoch durch Nahrungs-Cholin ergänzt werden. Cholin ist lebensnotwendig für die elastische Struktur der Zellwände, aber auch für die Signalübertragung von Zelle zu Zelle und für die Bildung von Botenstoffen. Nachlassende Gehirnleistungen und mangelndes Erinnerungsvermögen im Alter werden mit eingeschränkter Cholin-Syntheseleistung in Zusammenhang gebracht. Die gezielte Zufuhr von Cholin führt zu einer Verbesserung von Nerven- und Gedächtnisleistung.   Auch die verschiedenen Stoffe in der Bierhefe, die wir bereits als Radikalenfänger kennengelernt haben, wirken als Schutzfaktor. Besonders Gluthation gilt als Wunderwaffe gegen vorzeitiges Altern und chronische Leiden. Die Zahl der Alzheimerpatienten nimmt ständig zu. Mit einer gezielt eingesetzten wirkstoffreichen Kost kann hier viel vorgebeugt werden. Bierhefe ist ein wahres Kraftpaket an Wirkstoffen!

Eine alte Frau mit klarem Kopf - Photo by Edu Carvalho from Pexels

Verschiedene Hefe-Produkte

In welcher Form können wir Bierhefe zu uns nehmen? Bekannt ist der Hefe-Extrakt, eine braune, würzige Paste. Er wird aus Hefekulturen hergestellt, mit oder ohne Kochsalzzusatz und mit oder ohne Gewürzzusätzen. Geschmack und Zusammensetzung sind sehr von der Herstellungsart abhängig. Hefeextrakt ist einem Fleischextrakt im Geschmack überlegen. Man kann Hefeextrakt als Brotaufstrich verwenden, zum Würzen von Suppen und Saucen. In der Krankenernährung kann er bei Mangel an B-Vitaminen eingesetzt werden. Allerdings ist der Nucleinsäuregehalt sehr beachtlich. Im Falle von Gicht sollte man nicht zu viel davon verwenden wegen dem relativ hohen Purinstoffgehalt. Viel Trinken ist dann wichtig, damit die Harnsäure gut ausgeschieden werden kann.

Hefeflocken werden immer beliebter. Ich verwende sie regelmäßig als Zugabe bei Salaten. Meine Gäste fragen dann immer nach dem gewissen Etwas von meinen Salaten. Es sind „nur“ die Hefeflocken, die ganz speziell schmecken – leicht nussig. Hefeflocken kann man auch in Suppen, Saucen, Milch oder Sojamilch hineinrühren oder in Müsli und Joghurt. Man soll sie nicht mitkochen. Hefeflocken mischt man in selbstgemachte Brotaufstriche, seien sie süß oder pikant. Bierhefe gibt es auch in flüssiger Form.

Yeast flakes

In Form von Hefetabletten hat sich Bierhefe auch als Nahrungsergänzung behauptet. Teilweise werden sie noch mit Vitaminen und Mineralstoffen angereichert. Auch in der Tierhaltung werden sie eingesetzt. Man setzt Hefetabletten kurmäßig ein bei Hautunreinigkeiten, für schöne Haare und bei Mangel an B-Vitaminen. Auch Diabetiker und Leberkranke profitieren von einer Hefekur.

Backhefen sind lebende Hefen, die frisch oder getrocknet angeboten werden. Solche lebende Hefen sind gärfähig, sie lockern Brot und Gebäck. Backhefe ist eine Reinzuchthefe und enthält keine Bierhefe. Für den Menschen haben sie keinen Nährwert, da ihre Zellwände unverdaulich sind und die im Inneren der Zellen befindlichen Nährstoffe nicht ausgenützt werden können.

Bierhefe für die Schönheit

Bierhefe hilft bei Hautunreinigkeiten. Ein einfaches Peeling kann man mit einem Esslöffel Hefeflocken und 2 Esslöffeln Sahne herstellen. Man mischt die zwei Zutaten gut miteinander. Das Gesicht wird mit lauwarmem Wasser gereinigt. Jetzt wird die Mischung mit der Hand aufgetragen, einmassiert und dann wieder mit lauwarmem Wasser abgewaschen.

Eine Honig-Hefeflocken-Maske stellt man aus zwei Esslöffeln Pflanzenöl her, die man im Wasserbad leicht erwärmt. Dann löst man einen Esslöffel Honig darin auf und fügt zwei Esslöffel Bierhefe dazu. Man vermischt alles sehr gut und trägt die Maske mit der Hand auf Gesicht und Dekolletee. Man lässt sie einige Zeit antrocknen und spült dann mit lauwarmem Wasser ab.

Es ist erstaunlich, wie vielseitig die Bierhefe zu verwenden ist. Man sollte sie in der Küche, in der Tierhaltung und in der Hautpflege viel öfters einsetzen. Ursprünglich wurde sie als hochwertiges Eiweiß gepriesen. Davon haben wir sowieso mehr als genug. Heute wird sie als das eingesetzt was sie in Wirklichkeit ist: ein hochwertiger Nahrungszusatz.

Bierhefen-Salatsauce

2 El Olivenöl
3 El Zitronensaft
1 El Bierhefe
1/2 El Oregano
1 El gehackter Petersil
1 Tl Salz

Zutaten gut mischen und den Salat marinieren.

Esther Neumann

Esther Neumann studierte Ernährungswissenschaften auf der Universität Wien. Seitdem schrieb sie für viele Jahre für das Gesundheitsmagazin „Leben und Gesundheit“, und führte Gesundheitsvorträge in vielen Orten Österreichs durch.

www.ernaehrungaktuell.at/


Ein Artikel von RundumGesund.org