Bewegung – ein Prinzip des Lebens

28. November 2021 von Esther Neumann

Bewegung heißt nicht nur hinter dem Ball herlaufen. Alles, was lebt, bewegt sich. Menschen, Tiere, sogar Pflanzen bewegen sich. Bewegung ist ein Kennzeichen des Lebens. Durch Bewegung können wir unsere Umwelt erforschen. Bewegung prägt uns. Unsere Bewegungsart prägt aber auch unsere Umwelt. Denken wir nur ans Auto. Wo begegnet man dem Auto überall! Stellen wir uns einmal eine Stadt ohne Autos vor. Unvorstellbar? Oder wäre das der Himmel auf Erden für die Fußgänger?

Bewegung – ein Prinzip des Lebens

Wer einmal versucht, „Leben“ zu definieren, wird sehr schnell merken, dass das gar nicht so leicht ist. Was gehört alles dazu, um etwas wirklich „Leben“ nennen zu können! Fortpflanzung? Dann wäre ein Mensch alleine tot, denn um sich zu vermehren braucht es zwei. Aber sie gehört sicher zum Lebensprinzip dazu, genauso wie die ständige Erneuerung der Zellen, die Anpassungsfähigkeit, die Improvisation und ganz sicher die Energie und die daraus resultierende Bewegung. Wenn sich eine Kletterpflanze um eine Rankhilfe windet, ist das Bewegung. Zugegeben, es ist eine extrem langsame. Auch Schnecken bewegen sich sprichwörtlich langsam, aber sie kommen vorwärts. Für Gartenbesitzer, denen sie den Salat abfressen, sind sie oft viel zu schnell. Ein Leopard jagt so schnell dahin wie ein Auto.

Auch ein Spitzensportler kann ein beachtliches Tempo hinlegen. Rechnet man den 100m-Lauf von Asafa Powell auf Stundenkilometer um, so sind das beinahe 37 Kilometer in der Stunde. Das ist das Ergebnis eines jahrelangen Trainings. Disziplin und ein starker Wille gehören ebenfalls dazu.

Powell leading at the 2007 World Championships in Osaka, Japan - Photo by Eckhard Pecher (Arcimboldo) - Own work, CC BY 2.5 Wikimedia

Die Steuerzentrale für Wille und Körper zum Bewegen der Muskeln ist das Gehirn. Die Nervenbahnen vom Gehirn zu den Muskeln geben die Befehle weiter. Abwechselnd werden elektrische Impulse in chemische umgewandelt und umgekehrt. Ein wahres Wunderwerk der Schöpfung, bedenkt man noch die Geschwindigkeit, in der alles abläuft. In tausendstel Sekunden laufen solche Reaktionen an Tausenden von Muskelfasern ab. Bewegung ist und bleibt ein Wunder, an das wir im Alltag, wenn wir uns bewegen, gar nicht mehr denken. Sollten wir unerwartet einmal im Rollstuhl sitzen, wüssten wir das Wunder wieder zu schätzen.

Bewegunsmangel

Unsere moderne Lebensart hat uns aber träge gemacht. Schiff, Bahn, Auto und Flugzeug haben uns lange Fußmärsche abgenommen. Maschinen helfen uns bei der körperlichen Arbeit. Wir müssen also immer mehr für einen Ausgleich sorgen, damit wir nicht zu „Bewegungsmuffeln“ werden. Bewegung bleibt ein Prinzip des Lebens. Und alles, was wir nicht üben, was wir nicht benützen, verlieren wir.

Churchill soll gesagt haben: „Sport ist Mord“ beziehungsweise „No Sports“. Dabei war er in jungen Jahren als Offizier in Wirklichkeit ein äußerst sportlicher Mensch. Fechten, Reiten, Schwimmen und Polo waren seine Sportarten. Zudem unternahm er eine höchst strapaziöse Flucht zu Fuß aus einem Gefangenenlager der Buren im Jahr 1899. Diese Flucht wurde als große körperliche Leistung bewertet. Der erste Marathonläufer in der Antike soll nach seinem Lauf tot zusammengebrochen sein. Auch in der Presse finden sich immer wieder Meldungen, wonach Sportler nach ihren Leistungen tot zusammensackten oder zumindest einen Kollaps erlitten. Nach einschlägigen Untersuchungen ist aber das Risiko des Ablebens nach Sport sehr gering. Meist trifft es Menschen, die sich untrainiert zu Spitzenleistungen herausgefordert haben. Nun müssen wir nicht gerade Fußballer oder Spitzensportler werden.

Vorteile für unsere Gesundheit

Durch ausdauernde Sportarten werden die durch Herz-Kreislauf bedingten Todesfälle von 70 auf 30 pro 10 000 Personen reduziert. Durch Sport oder einfach durch ausdauernde Bewegung wird das Herz trainiert. Bewegung senkt den Ruhepuls. Wenn wir ihn um 10 Schläge pro Minute verringern können, muss das Herz im Jahr 5.256.000 weniger oft schlagen. Welch Gewinn! Bewegung senkt den Blutdruck und den Cholesterinspiegel. Auch dadurch kann das Herz nur gewinnen. Die Sauerstoffzufuhr im ganzen Körper wird verbessert. All das sind Faktoren, die Herzinfarkt und Schlaganfall vorbeugen. Der Sport kann das Altern nicht ganz verhindern, aber ganz gut hinauszögern. Richtig angewendet steigert er aber die Leistungsfähigkeit, Gehirndurchblutung, Widerstandskraft und Vitalität.

Senior exercising - Photo by Barbara Olsen from Pexels

Bewegung senkt den Insulinbedarf und hilft den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren. Sie stärkt Knochen und Muskeln. Kalzium und Mineralstoffe können sich nur dank der Bewegung einlagern. Wer kennt nicht die dünnen Glieder, wenn nach sechs Wochen der Gips abgenommen werden kann? Das ist durch Bewegungsmangel entstanden. Für solche, denen das Wort „Sport“ ein rotes Tuch ist, kann es durch Gehen, Schwimmen, oder Spaziergang ersetzt werden. Auch diese Bewegungsarten verbessern unsere Lebensqualität beträchtlich, wenn sie regelmäßig und wenigstens für eine halbe Stunde pro Tag ausgeübt werden.

Bewegung ist nicht nur für unser körperliches Wohlergehen zuständig. Auch unsere Seele profitiert davon. Man kann den Depressionen wirklich davonlaufen. Jeder, der das schon einmal ausprobiert hat, kann das bestätigen. Beim Bewegen werden Endorphine, Glückshormone, ausgeschüttet. Diese heben die Stimmung. Die vermehrte Blutzufuhr zum Gehirn lässt uns wieder klarer denken. Wenn ich am Computer sitze und nichts mehr weitergeht, gehe ich hinaus in den Garten. Nach einiger Zeit Gartenarbeit oder einem flotten Spaziergang mit dem Hund geht alles wieder viel besser.

Keine Ausreden!

Die größten Hindernisse, sich zu bewegen, sind die faulen Ausreden: Keine Zeit, zu alt, zu kalt, heute nicht, morgen fange ich an, alleine, zu fad. Für alle Ausreden findet man eine Lösung. Bewegung kann in den Alltag eingebaut werden. Schon beim Aufwachen im Bett macht man noch unter der warmen Decke einige Übungen. Beim Anziehen der Kleider geht es weiter. Da kann man mit etwas Fantasie ein ganzes Bewegungsprogramm einbauen. Etwa so: Beim Sockenanziehen gleichzeitig auf einem Bein hüpfen. Wenn man das T-Shirt über den Kopf zieht, absolviert man ein Stretchinprogramm mit anschliessendem Hüftkreisen. Wem fällt noch etwas ein?

Stretching im Bett - Photo by Diana Dynaeba from Pexels

Beim Weg zur Arbeit oder Schule geht man ein Stück zu Fuss. Auf den Rolltreppen wird zusätzlich gelaufen. Auch im Alter findet man eine angemessene Bewegungsart. Es darf ruhig etwas gemütlicher zugehen. Sogar in Altenpflegeheimen können mit einigen Minuten Fitnessprogramm pro Tag Erfolge verbucht werden. Gegen die Kälte gibt es entsprechende Kleidung und zudem wird einem sowieso schnell warm. Heute noch fange ich an, mich mehr zu bewegen, alleine, wenn ich eher ein Einzelgänger bin. Mit Freunden zusammen macht es allerdings mehr Spaß. Gleichgesinnte findet man bei etwas Bemühen immer. Also: Ab heute mehr Pfiff ins Leben durch mehr Bewegung!

Esther Neumann

Esther Neumann studierte Ernährungswissenschaften auf der Universität Wien. Seitdem schrieb sie für viele Jahre für das Gesundheitsmagazin „Leben und Gesundheit“, und führte Gesundheitsvorträge in vielen Orten Österreichs durch. www.ernaehrungaktuell.at/


Ein Artikel von RundumGesund.org