Sechs Tipps, um Grenzen zu setzen

28. März 2021 von Dr. Cesar Vasconcellos de Souza

Fällt es dir schwer, Grenzen zu setzen? Sagst du normalerweise ja, wenn du nein sagen möchtest? Du packst Dinge an, die du nicht anpacken solltest? Wenn ja, dann ist das heutige Thema genau das Richtige für dich. Erhalte einige Tipps, die dir helfen können, Grenzen zu setzen.

Sechs Tipps, um Grenzen zu setzen

Die Bedeutung von Grenzen

Du fragst dich vielleicht: Warum ist es wichtig, Grenzen zu setzen?

Erstens, weil du vielleicht eine Person bist, die seit Ihrer Kindheit nicht wusste, wie man das macht. Möglicherweise warst du Opfer von missbräuchlichen, dominierenden Kindern oder du hast unter Erwachsenen gelitten, die nicht sensibel auf deine kindlichen Bedürfnisse reagierten, Bedürfnisse, von denen du nicht wusstest, wie du sie einfordern solltest. Vater und Mutter müssen Kindern von klein auf beibringen, wie sie sich gegen Missbrauch wehren können. Möglicherweise bist du ein Erwachsener geworden, der immer noch mit dem Thema Grenzen setzen zu kämpfen hat. Daher leidest du unnötig, indem du Aufgaben und Verantwortungen übernimmst, die du nicht annehmen solltest, aber seitdem du sie übernimmst, ist dein Leben stressig, schwer und unglücklich.

Grenzen sind Einstellungen, die du haben und praktizieren solltest, um das Gute in deinem Leben zu schützen und dich nicht von schlechten Dingen überwältigen zu lassen, sei es in deinem Zuhause, deinem Körper, bei der Arbeit, in der Religionsgemeinschaft, in der Nachbarschaft und im eigenen Kopf. Grenzen sind wichtig. Denke an die Grenze zwischen deinem Haus oder deiner Wohnung und dem Haus oder der Wohnung deines Nachbarn. Die Grenze kann die Tür, der Korridor, der Gehsteig, die Wand, der Zaun sein, ist es nicht so? Und was ist mit den Grenzen zwischen einer Stadt und einer anderen Stadt, zwischen einem Bezirk und einem anderen Bezirk, zwischen einem Land und einem anderen Land? Denke darüber nach, wie wichtig Grenzen sind, sie sind wichtig, nicht wahr? Ich erinnere mich an ein Sprichwort, das ich vor einiger Zeit gelesen habe: Einen Nachbarn zu haben ist gut, aber errichte deinen Zaun.

Ein Zaun definiert das Grundstück

Ein emotional sensibler Mensch, der in seinen Kindheitsbeziehungen viel gelitten hat, hat mit seiner Persönlichkeit möglicherweise enge Grenzen aufgebaut, um zu vermeiden, dass er erneut Schmerzen erleidet. Manchmal verstecken wir uns, um uns vor den Schmerzen zu schützen, die wir in der Kindheit erlebt haben, um sicherzustellen, dass sie sich im Erwachsenenalter nicht wiederholen. Wir können jedoch unser Grenzen setzen übertreiben, indem wir uns von einem engeren Kontakt zu anderen und sogar von uns selbst fern halten.

Einige Kinder haben möglicherweise in der Kindheit nicht gelernt, sich gegen Missbrauch in der Familie abzugrenzen. Vielleicht wurden sie dafür kritisiert, dass sie für einige Momente allein sein wollten, als es ihre Wesensart erforderte. Möglicherweise wurden sie im Prozess der Abgrenzung ihres Selbst, im Aufbau ihrer Identität, die sie von anderen unterscheidet, gehindert. Vielleicht hatten sie Schwierigkeiten, selbstständig Entscheidungen zu treffen. Einige Kinder und Jugendliche haben in ihren Familien möglicherweise gelitten, weil sie gewaltsam unterdrückt wurden, als sie versuchten, sich über etwas Ungerechtes oder Verkehrtes zu beschweren. Kinder, die nicht gelernt haben, angemessene und notwendige Grenzen zur Bewahrung der eigenen Identität zu setzen, werden zu Erwachsenen, die in der Regel Opfer von Missbrauch in der Ehe durch einen autoritären Ehemann, eine autoritäre Ehefrau werden oder durch einen Kollegen, den Chef oder durch ausnützende Geschäftspartner.

Praktische Tipps

Schauen wir uns nun einige Tipps an, wie man gesunde Grenzen setzt.

Stelle zunächst sicher, dass du dich klar ausdrückst. Viele sensible Menschen, die eher dazu neigen, nicht zu wissen, wie man Grenzen setzt, drücken sich oft unklar und schwammig aus. Das kann sich dann so anhören: ja vielleicht, ich versuche es, wenn ich kann, wenn du eigentlich nein sagen willst. Man kann klar, bestimmt und gleichzeitig höflich und taktvoll sein.

Eine unentschiedene Frau mit Schulterzucken - Photo by Polina Zimmerman from Pexels

Ein zweiter Tipp: Du bist nicht verpflichtet, deine Entscheidung immer zu begründen. Denke doch darüber nach: Du kannst nein danke sagen, das will ich nicht, und das war’s. Sprich‘ höflich, ohne zu schreien, und wenn die Person darauf besteht, den Grund für deine Entscheidung wissen zu wollen, kannst du deine Antwort wiederholen und sagen, dass du es nicht erklären möchtest. Du hast das Recht, dich einer missbräuchlichen, festgefahrenen Person gegenüber nicht erklären zu müssen.

Der dritte Tipp zum Setzen von Grenzen: Nur du weisst, ob du überfordert bist oder nicht. Wenn die Leute wissen, dass du überfordert bist, bitten sie dich möglicherweise nicht um eine weitere schwierige Aufgabe. Sage also, dass du viel zu tun oder zu viele Verantwortlichkeiten um die Ohren hast.

Ein vierter Tipp: Du hast das Recht, einer Person zu sagen, dass du mehr Zeit brauchst, um über die Entscheidung nachzudenken, die du sofort treffen solltest. Wenn du dich nicht sicher fühlst, sofort die endgültige Entscheidung zu treffen, dann sage, dass du zuerst nachdenken musst und dass du dann so schnell wie möglich darauf zurückkommen wirst.

Der fünfte Tipp für dich, um Grenzen zu setzen, um sich zu schützen: Wenn es dir leichter fällt, per E-Mail, per Telefon, per Nachricht auf deinem Mobiltelefon oder auf andere Weise Nein zu sagen, ohne sich von Angesicht zu Angesicht treffen zu müssen, dann nutze eine dieser Möglichkeiten, um die Person zu kontaktieren.

Der sechste Tipp hat damit zu tun, sich selbst zu respektieren und so über sich zu denken, dass man mit einer anderen Person auf der gleichen Ebene steht, oder sich zum Beispiel eingesteht, dass man vielleicht sogar besser für die Erfüllung einer bestimmten Aufgabe geeignet ist. Jemand, der herrisch ist und einen dominanten Charakter hat, wählt normalerweise den besten Platz, den ruhigsten Ort, das größte Büro, diktiert die Regeln, bestimmt Aufgaben, nicht wahr? Fühle oder positioniere dich also nicht als unterlegen gegenüber dieser Person, sondern beanspruche dieselben Rechte, wenn du dich in Wirklichkeit in derselben Hierarchie befindest. Wenn dich die Person nicht als jemanden sieht, der die gleichen Rechte hat wie er, obwohl du sie tatsächlich hast, dann unternimm etwas, um das zu ändern.

Bemühe dich, nein zu sagen, wenn es das Richtige ist. Wenn du beim Jüngsten Gericht ankommst, wird Gott dich nicht fragen, warum du nicht derselbe wie jemand anderer waren. Wenn du nicht besser auf dich selbst aufpasst, indem du dich abgrenzt, um das zu sein, was Gott von dir erwartet, wird er dich fragen, warum du nicht die beste Version von dir selbst warst. Denke also darüber nach. Du hast das Recht, Grenzen zu setzen, und wenn du es in der Kindheit nicht gelernt hast, kannst du es ab jetzt lernen. Schütze dich und setze Grenzen!

Dr. Cesar Vasconcellos de Souza

Dr. Cesar Vasconcellos de Souza

Dr. Cesar Vasconcellos de Souza arbeitet als Psychiater und ist vielerorts für seine tiefgehenden Vorträge bekannt. Er ist Autor von 3 Büchern, seit 25 Jahren Kolumnist des Gesundheitsmagazins „Vida e Saúde“ und hat eine regelmäßige Sendung auf dem Fernsehkanal „Novo Tempo“.

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Ein Artikel von RundumGesund.org